ANDAUERNDE TALFAHRT
07.11.2002 - HB-PR-Agentur
Wirtschaftsberichterstattung 3. Quartal 2002 Der konjunkturelle Abwärtstrend im Handwerk des Rhein-Main-Gebietes dauert unvermindert an. Von der Verlangsamung dieser Talfahrt im Vorquartal, die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der konjunkturellen Abwärtsspirale weckte, ist bereits in diesem Quartal nichts mehr zu spüren. Verschlechtert haben sich sowohl die wirtschaftlichen Lageindikatoren der Betriebe als auch die Stimmung in den Betrieben selbst. Diese erreichte sogar einen erneuten absoluten Tiefpunkt. 48 Prozent und damit nahezu die Hälfte aller Betriebe bezeichnen die eigene Geschäftslage als ausgesprochen schlecht. Nur etwa jedem siebten Betrieb (14 Prozent) geht es dagegen noch vergleichsweise gut. Teilweise müssen diese Aussagen in Zusammenhang mit der auch gesamtwirtschaftlich sehr angespannten Lage gesehen werden, doch in der Regel liegen für den erneut zunehmenden Pessimismus triftige Gründe vor. So fiel die Betriebsauslastung mit mageren 71,3 Prozent auf ihren Rekordtiefstwert von Anfang des Jahres zurück. Und mit nur noch neun Prozent melden so wenige Betriebe wie noch nie zuvor einen Zuwachs bei den Auftragseingängen. Groß ist dagegen das Lager derjenigen, die mit einer rückläufigen Nachfrage zu kämpfen haben (52 Prozent). Auch die Umsatzentwicklung ist weiter nach unten gerichtet. Wie im Vorquartal melden 44 Prozent der Betriebe eine rückläufige Umsatzentwicklung.Die enttäuschenden Konjunkturzahlen markieren damit den vorläufigen Höhepunkt einer seit nunmehr zwei Jahren andauernden Abwärtsspirale. Daß es bereits im nächsten Quartal aufwärts gehen würde, daran glaubt jedenfalls nur eine Minderheit der Betriebe. Weiterhin 44 Prozent sehen auch im kommenden Quartal ihre Umsätze sinken und 38 Prozent rechnen mit einem nach wie vor rückläufigen Ordereingang. Die Stimmung wird damit, glaubt man den Zukunftseinschätzungen der Betriebsinhaber, weiterhin ausgesprochen schlecht bleiben. 49 Prozent verwenden dieses Prädikat, um ihre zukünftige Geschäftlage zu charakterisieren. Dabei ist nicht in Rechnung gestellt, daß bereits in diesem Quartal die Geschäfte deutlich schlechter ausfielen, als die Betriebe dies noch vor drei Monaten erwarteten. Bei ihren investiven Aktivitäten sind deshalb nahezu alle Betriebe sehr zurückhaltend. Nur etwas mehr als jeder zwanzigste Betrieb (6 Prozent) steigerte sein Investitionsvolumen gegenüber dem Vorquartal. Nahezu jeder zweite (49 Prozent) sah sich dagegen zu Kürzungen veranlaßt. Damit hat sich das Lager der Pessimisten gegenüber dem Vorquartal um weitere fast zehn Prozentpunkte erhöht.
Dies kann nicht ohne Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bleiben. Während die Beschäftigungsentwicklung im abgelaufenen Quartal noch im Rahmen dessen liegt, was saisonüblich im Handwerk in einem dritten Quartal zu erwarten ist, wird sie sich Eingang des Winters unweigerlich zuspitzen. Im III. Quartal hatten, auch basierend auf konjunkturellen Hoffnungen aus dem Frühsommer, 15 Prozent der Betriebe ihren Personalbestand erhöht gegenüber 14 Prozent, die ihn absenkten. Für die Zukunft planen aber nur ganze zwei Prozent zusätzliches Personal zu rekrutieren. 22 Prozent denken dagegen an eine Verkleinerung ihres Beschäftigtenstammes. Diese ausgesprochen große Differenz von zwanzig Prozentpunkten ist bisher im Handwerk des Rhein-Main-Gebietes ohne Beispiel. Zwar spielen saisonale Faktoren dafür eine Rolle – 38 Prozent der bauhandwerklichen Betriebe wollen ihren Personalbestand reduzieren -, doch verweisen die niedrige Einstellungsbereitschaft, die über alle Gewerke hinweg zu beobachten ist, und die außerordentlich geringe Investitionsneigung darauf, daß das Vertrauen auf einen baldigen Aufschwung und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin sehr stark im Schwinden begriffen ist. Waren es im abgelaufenen Quartal noch vor allem die konsumnahen Betriebe, und dort vor allem diejenigen aus dem Kraftfahrzeuggewerbe und aus dem Dienstleistungssektor, bei denen sich die Umsätze und die Aufträge wenig zufriedenstellend entwickelten, so werden witterungsbedingt nun auch die Betriebe aus dem Baubereich den Abwärtstrend verstärken.
Betrachtet man die schlechte Stimmung über alle Gewerke hinweg und nimmt dazu die wenig verheißungsvollen Prognosen der Forschungsinstitute, die bei ihrem Eintreten zu weiterer Kaufzurückhaltung führen würden, so tut Entlastung für den Mittelstand dringender Not denn je zuvor.
Handwerkskammerpräsident Heyne: „Dies ist für viele unserer Betriebe eine entbehrungsreiche Zeit. Die Durststrecke, die sie hinter sich bringen mußten, ist bereits denkbar lange. Da aber weder das Wirtschaftswachstum an Fahrt gewinnt, noch die Tarifverhandlungen zu spürbarer Entlastung geführt haben, und auch die Finanznot der Kommunen ein ungehindertes Problem darstellt, zehren nun immer mehr Unternehmen nur noch von ihrer Substanz. In einer solchen Situation sind konsequente Steuer- und Abgabenentlastungen und die Schaffung beschäftigungsfreundlicher Rahmenbedingungen das einzig probate Mittel, um das Vertrauen in die Zukunft der nationalen Wirtschaft.
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- Handwerkskammer Rhein-Main
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